Aktuelles: Stadt Steinheim an der Murr

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Überstandene Hochwasserlage in Steinheim: Ein Rückblick

icon.crdate13.06.2024

Vom 01.06.2024 bis zum 03.06.2024 kam es aufgrund von kräftigem Dauerregen und punktuellen Starkregenereignissen auch entlang der Murr zu einer kritischen Hochwasserlage in Steinheim. Wir waren das gesamte Wochenende in erhöhter Alarmbereitschaft und trafen verschiedenste Maßnahmen, um bestmöglich auf eine Lage vorbereitet zu sein, die nur schwer beherrschbar gewesen wäre und gegen einen übermächtigen Gegner hätte ausgefochten werden müssen. Bei einem Blick in den Nachbarlandkreis lässt sich erahnen, was uns im Ernstfall erwartet hätte. Glücklicherweise kam alles ganz anders. Wir möchten hier in einem kleinen Rückblick das Hochwasser-Wochenende aus unserer Sicht kurz zusammenfassen.

Vom 01.06.2024 bis zum 03.06.2024 kam es aufgrund von kräftigem Dauerregen und punktuellen Starkregenereignissen auch entlang der Murr zu einer kritischen Hochwasserlage in Steinheim. Wir waren das gesamte Wochenende in erhöhter Alarmbereitschaft und trafen verschiedenste Maßnahmen, um bestmöglich auf eine Lage vorbereitet zu sein, die nur schwer beherrschbar gewesen wäre und gegen einen übermächtigen Gegner hätte ausgefochten werden müssen. Bei einem Blick in den Nachbarlandkreis lässt sich erahnen, was uns im Ernstfall erwartet hätte. Glücklicherweise kam alles ganz anders. Wir möchten hier in einem kleinen Rückblick das Hochwasser-Wochenende aus unserer Sicht kurz zusammenfassen.

Freitag, 30. Mai 2024:

Nachdem sich die Berechnungen der Wettervorhersagemodelle auf eine große Niederschlagsmenge für Bayern und Baden-Württemberg eingeschossen hatten, bereiteten wir uns auch in Steinheim auf das drohende Hochwasserereignis vor. Niederschlagsmengen von weit mehr als 100 l/m² in kurzer Zeit und ein Hochwasserereignis wie es statistisch gesehen nur alle 100 Jahre vorkommt, lagen im Bereich des Möglichen. Der Führungsraum im Steinheimer Gerätehaus wurde eingerichtet, Hochwassergefahrenkarten bereitgestellt, die Pegelstände von Murr und Bottwar, sowie diverse Bachläufe ab sofort regelmäßig überwacht und diverse Kommunikationsmittel eingerichtet. Die Feuerwehrführung und Bürgermeister Thomas Winterhalter standen ab diesem Zeitpunkt in engem Austausch und waren jederzeit bereit aktiv zu werden.

Samstag, 01. Juni 2024:

Im Tagesverlauf wurden die Fließgewässer in Steinheim weiterhin regelmäßig befahren und kontrolliert. Aufgrund der mittlerweile steigenden Pegelstände an Murr und Bottwar und der allgemeinen Anspannung im gesamten Süddeutschen Raum, organisierten wir eine erste LKW-Ladung vorgefüllter Sandsäcke von der zentralen Befüllstelle in Wahlheim.

Um 23:40 Uhr erfolgte dann die erste Alarmierung der Führungskräfte zur Lagebeurteilung ins Steinheimer Feuerwehrhaus. Gemeinsam mit Bürgermeister, der Führungsriege des DRK Ortsverein Steinheim und einem Verantwortlichen des Pflegeheims „Kleeblatt“ wurde die aktuelle Lage eingeschätzt und erste vorbeugende Maßnahmen beschlossen. Diese beinhalteten die Absicherung der Grundschule und der Bottwartalhalle im Stadtteil Kleinbottwar sowie die Absicherung der Stromversorgung auf dem Parkplatz „Murrinsel“ mit Sandsäcken und Spundwänden. Außerdem die Entfernung von Treibgut aus allen Fließgewässern, um einen möglichst reibungslosen Abfluss zu gewährleisten. Auch die detaillierte Vorplanung einer vollständigen Evakuierung des in unmittelbarer Murr-Ufer-Nähe gelegenen Pflegeheims wurde angestoßen.

Sonntag, 02. Juni 2024:

Nachdem der Beschluss gefällt und die Ausarbeitung von vorbeugenden Maßnahmen abgeschlossen war, erfolgte um 00:51 Uhr die Alarmierung aller Einsatzkräfte aus Steinheim und Kleinbottwar. Die Abteilung Höpfigheim bildete zu diesem Zeitpunkt die Reserve für mögliche Akuteinsätze. Die komplette Nacht durch wurden Sandsäcke transportiert und gestapelt, mit Hilfe des Steinheimer Bauhofes tonnenweise Treibgut entfernt und Ausweich-Einrichtungen für die Bewohnerinnen und Bewohner des Pflegeheims organisiert. Gegen 4:30 Uhr waren alle Maßnahmen dann zunächst beendet und die Einsatzkräfte konnten nach einer kurzen Stärkung im Feuerwehrhaus nach Hause entlassen werden.

Ab ca. 10:00 Uhr erfolgte dann eine weitere Bewertung der Pegelstände und der allgemeinen Situation rund um Steinheim gemeinsam mit Bürgermeister Winterhalter. In einer Videokonferenz am Nachmittag mit Kreisbrandmeister Andy Dorroch, Landrat Dietmar Allgaier und Vertretern der betroffenen Feuerwehren und Kommunen stimmten wir uns zur allgemeinen Hochwasserlage im Landkreis ab. Nach der Videokonferenz wurde die Lage als angespannt, aber stabil eingeschätzt. Die Regenrückhaltebecken an der Bottwar erfüllten ihren Zweck, sodass wir zumindest von dieser Seite keine weitere Eskalation zu befürchten hatten. Alle eingebundenen Führungskräfte gingen mit einem guten Gefühl und der Hoffnung das Schlimmste überstanden zu haben in die Nacht.

Montag, 03. Juni 2024:

In der Nacht zu Montag verschärfte sich die Situation im direkt angrenzenden Rems-Murr-Kreis dramatisch. Über mehrere Stunden anhaltender Starkregen führte zu einer Art Flutwelle, die mehrere Ortschaften erfasste und in kürzester Zeit Gewässer über die Ufer treten ließ. Anwohner wie Rettungskräfte wurden von den Wassermassen überrascht. Noch in der Nacht informierte der Führungsstab des Landkreises Ludwigsburg unseren Kommandanten Björn Mania über die Lage im Nachbarlandkreis. Eine potenzielle Flutwelle mit dem Ausmaß eines Jahrhunderthochwassers, die Steinheim über die Murr erreichen könnte, war nicht auszuschließen. Um 03:08 Uhr wurde erneut die Führungsgruppe der Feuerwehr Steinheim alarmiert. In einer nächtlichen Lagebesprechung sondierten wir alle vorliegenden Informationen, bestätigten die potenzielle Gefahrenlage und beschlossen folgende Maßnahmen einzuleiten:

  • Vollalarm für die gesamte Feuerwehr Steinheim mit den Abteilungen aus Kleinbottwar und Höpfigheim
  • Durchführung weiterer Pegelmessungen in zeitlich engen Abständen
  • Warnung der Einwohner durch Lautsprecherdurchsagen und Ausgabe von Sandsäcken zur selbstständigen Befüllung
  • Installation eines lokalen Krisenstabes bestehend aus Standverwaltung, Feuerwehr und DRK
  • Umsetzung der geplanten Evakuierungen der Pflegeheime durch das DRK
  • Zuführung mehrerer tausend vorgefüllter Sandsäcke und Absicherung der kritischen Infrastruktur
  • Installation eines mobilen Damms vom Typ „Beaver“ in der Badtorstraße
  • Absicherung des Abwasser-Hebewerks in der Industriestraße
  • Einrichtung eines Informationspunktes am Feuerwehrhaus und einer Anlaufstelle für Betroffene in der Riedhalle
  • Sperrung der Ortsdurchfahrt Steinheims durch die Polizei

Ab 04:07 Uhr erfolgte die Alarmierung der Feuerwehrkräfte und der Einheiten des DRK, die unverzüglich mit der Abarbeitung der beschlossenen Maßnahmen begannen. Tatkräftige und umfangreiche Unterstützung in der technischen Einsatzleitung erhielten wir durch die Führungsunterstützungsgruppe der Feuerwehr Marbach. Eine Vielzahl von Einsatzkräften verschiedener Hilfsorganisationen fanden sich in Steinheim ein.

Im Laufe des Vormittags wurden zusätzlich Warnungen vor gebrochenen bzw. zu brechenden drohenden Regenrückhaltebecken an der Murr und vor einer Überflutung der Bugmühle in Erdmannhausen ausgegeben. Diese bestätigten sich glücklicherweise nicht. Durch unsere Pegelmessungen an der Murr war ein deutlicher Anstieg messbar. Dieser erreichte im Lauf des gesamten Vormittags aber nie die befürchteten kritischen Ausmaße. Der Führungsstab des Landkreises Ludwigsburg konnte die Krisenlage für Steinheim ab ca. 12:00 Uhr aufheben. Anschließend wurden umfangreiche Rückbaumaßnahmen eingeleitet, wobei die Sandsackbarrieren aufgrund der weiteren Warnlage bestehen blieben. Auch die Bewohnerinnen und Bewohner der Pflegeheime konnten noch am selben Tag in ihre Unterkünfte zurückkehren. Um 17:30 Uhr endete der Einsatz für alle eingesetzten Kräfte.

Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Bürgerinnen und Bürgern für Verständnis, Unterstützung und Mitarbeit herzlich bedanken. Auch allen eingesetzten Rettungskräften, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung und der privaten Einrichtungen sagen wir Danke. Für den bestmöglichen Schutz unserer Stadt und der hier lebenden Menschen würden wir alle der getroffenen Entscheidungen wieder, auch in diesem Umfang, umsetzen.

Ihre Feuerwehr Steinheim